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Le Roy, Xavier
Der 1963 in Juvisy sur Orge geborene Xavier Le Roy ist Tänzer, Choreograf und Regisseur. Das Paradigma seiner Arbeiten ist der Ansatz, dass Gesellschaft und soziale Beziehungen unentwegt durch kleine Handlungen jedes Einzelnen produziert und reproduziert werden. Le Roy wird oft als untypischer Tänzer bezeichnet, war er doch früher als Molekularbiologe tätig. Seine Karriere als Tänzer startete er 1991. 1993 begann er mit eigenen Arbeiten und Forschungen, die die sozialen und kulturellen Bedingungen seiner persönlichen Biografie reflektierten. Körper sind der Ausgangspunkt für unbegrenzte Möglichkeiten von (Selbst-)Bild, (Selbst-)Konstruktion und (Selbst-)Dekonstruktion. Andererseits sind sie in sozialen Gewohnheiten gefangen und von deren Bequemlichkeiten und Zufälligkeiten begrenzt.„Le Roy erschließt einen Bereich, in dem wissenschaftliche und gesellschaftliche Fakten in ein imaginäres Körperbild übersetzt werden.“ (Francois Piron, Journal des art of Connivence, 6th Biennale de Lyon).
1999 gründete er zusammen mit Petra Roggel die Gruppe in situ productions und lud Choreografen, Tänzer, Theoretiker und Videokünstler ein, im experimentellen Projekt E.X.T.E.N.S.I.O.N.S. mitzuarbeiten. Das Jahr 2003 markiert das Debüt des Projekts. „Ich bin an den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen einigen Spielen und Sportarten sowie darstellender Kunst (z.B. Tanz) interessiert, wenn man bedenkt, dass beides Schauspiele sind. […] Spielen wird von einem bestimmten Bewusstsein für eine zweite Wirklichkeit bzw. für eine freie Unwirklichkeit begleitet, als Gegenteil zur reellen Welt. Was mich aber am meisten interessiert, ist, dass das Spielen den Übergang vom Nichtrealen zum Realen oder von der nichtrealen Fiktion zur realen Fiktion zeigt, was ebenso charakteristisch für zeitgenössische Choreografie und Tanz ist.“
Vor kurzem begann Le Roy mit dem Komponisten Bernhard Lang zusammenzuarbeiten. Sie inszenierten „Das Theater der Wiederholungen“ beim Steirischen Herbst in Graz (2003) sowie das Opernszenario „imposters“ (Betrüger) an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin (2005). Im letzten Jahr experimentierte er mit kompositorischen Herangehensweisen und der versteckten Theatralität von Konzerten und entwickelte in Wien „Mouvements für Lachenmann. Inszenierung eines Konzertabends“ mit der Musik von Helmut Lachenmann (2005).
Seit 2004 nahm Xavier Le Roy an verschiedenen Bildungsprogrammen teil. 2007/2008 wird er freier assoziierter Künstler am Centre National Choréographique de Montpellier sein.
beteiligt an › Mobile Akademie Warschau: „Geister, Gespenster, Phantome und die Orte an denen sie leben“