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Ritsema, Jan
Der 1945 in den Niederlanden geborene Jan Ritsema inszenierte Stücke für viele niederländische und belgische Theatergruppen – so für Toneelgroep Amsterdam, Het Werkteater, Het Nationale Toneel, Mug met de gouden Tand‚ tBarre Land, Maatschappij Discordia, Het Kaaitheater und Dito Dito. Die Bandbreite seiner Inszenierungen reicht vom etablierten Repertoire (Marlowe, Mishima, Koltes, Shakespeare, Heiner Müller, Elfriede Jelinek, René Pollesch) über dramatisierte Prosatexte (James Joyce, Virginia Woolf, Henry James, Rainer Maria Rilke) bis hin zu Performances, die er in Zusammenarbeit mit Komponisten, Tänzern und Künstlern entwickelt. Der International Theatre Bookshop, den er 1978 gründete, hat bereits über 300 Bücher zu Theater, Tanz und Film herausgegeben.
Seit 1995 arbeitete er auch als Tänzer; für das Kunsten Festival des Art in Brüssel tanzte er das Solo „Pour la fin du temps“. Er trat in einigen von Meg Stuarts Improvisations-Projekten namens „Crash Landing“ auf; er tanzte zudem mit Boris Charmatz, die Duette „Weak Dance Strong Questions“ (mit Jonathan Burrows) und „Blindspot“ (mit Sandy Williams).
Ritsema hat eine Vorliebe für sperrige, komplexe, intellektuelle Themen. Seine Inszenierungen folgen den Spuren des Denkens an sich, das mit all seiner Offenheit, Unbestimmtheit und Unendlichkeit einen stetigen, anhaltenden Prozess erfordert. Nicht die Illusionen produzierende Maschine des Theaters, sondern die leibhaftige Präsentation von differenzierten Zusammenhängen und Ideen fasziniert ihn. Sein experimenteller Zugang ist ähnlich dem des französischen Filmemachers Godard, einem Regisseur, dem er sich sehr verbunden fühlt. In Zusammenarbeit mit der Performerin und Musiktheoretikerin Bojana Cvejić bewegt er sich entlang der Grenze von Präsentation und ‚Nicht-Performance’ in Produktionen wie „TODAYulysses“, „Pipelines, a construction“ und „knowH2Ow“.
Seit 2004 erhält Ritsema vom Siemens Kunstprogramm ein Forschungs- und Entwicklungsstipendium. Er untersucht die Möglichkeiten und Grenzen von Theater und Performance, indem er Intellektuelle interviewt, deren Reflexionen dem bestimmenden ‚Theater’ in der heutigen Gesellschaft gelten. Diese Gespräche sollen publiziert werden. Ritsema lehrt an verschiedenen Theaterhochschulen für Schauspiel und Regie in den Niederlanden und Belgien sowie an zahlreichen Sommerakademien in ganz Europa. Von 1990 bis 1995 war er Professor an der Rijksakademie in Amsterdam. Seit ihrer Gründung war er war Lehrer bei P.A.R.T.S., der Schule für zeitgenössischen Tanz von Anne Teresa De Keersmaeker. 2006 beginnt Ritsema mit seiner Tätigkeit im PerformingArtsForum (PAF), einem Artist-in-residence Programm in einem alten Kloster nahe der französischen Stadt Reims – ein Laboratorium für neue Produktionsformen und Think Tanks zur Darstellenden Kunst sowie Entwicklungs- und Produktionsstätte für Inszenierungen.
beteiligt an › Mobile Akademie Warschau: „Geister, Gespenster, Phantome und die Orte an denen sie leben“