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Industriestadtfuturismus – 100 Jahre Wolfsburg/Nowa Huta

[ Dokumentation ]
Ausstellungskatalog / Reader
„Industriestadtfuturismus – 100 Jahre Wolfsburg / Nowa Huta“
Herausgegeben von Martin Kaltwasser, Ewa Majewska und Jakub Szreder
Korporacja Ha!Art, Kraków, und Revolver Archiv für aktuelle Kunst, Frankfurt am Main
Der Band erscheint in einer deutschen und einer polnischen Ausgabe im Dezember 2006.


Das Begleitheft zur Wolfsburger Ausstellung „Industriestadtfuturismus - 100 Jahre Wolfsburg/Nowa Huta" können Sie hier downloaden (PDF).


Super Vision
Eindrücke eines Besuches in Wolfsburg
Von Stefanie Peter

Grüne Wiesen haben seit je die Phantasie der Stadtplaner beflügelt. Mit jeder leeren Fläche entsteht der Drang, Neues zu schaffen – von Grund auf. Die tabula rasa lädt zum systemischen Großentwurf, zu Experimenten mit Häusern und Menschen. Wo nichts ist, soll Utopie Gestalt annehmen. Dass die Gründung Wolfsburgs von solchen planerischen Gedanken getragen war, ahnt noch heute jeder, der sich der Stadt nähert. Wie aus dem Nichts tauchen da am Horizont plötzlich vier Türme auf. Obwohl längst außer Betrieb, sind sie das Wahrzeichen der Stadt: Die Fabrikschornsteine des Volkswagenwerks. In der Vorweihnachtszeit hat sich VW einmal den Luxus geleistet, die Schlote zum Leuchten zu bringen – einen nach dem Anderen, wie Kerzen auf einem Adventskranz. Doch wessen Ankunft harrt man eigentlich an diesem Industriestandort? Vielleicht geht es ja um die Heilserwartung einer Technologie der Zukunft ... zum vollständigen Text (download PDF)


Wolfsburg
Martin Kaltwasser im Begleitheft zur Ausstellung „Industriestadtfuturismus - 100 Jahre Wolfsburg / Nowa Huta"

Wolfsburg, einst Fragment einer »nationalsozialistischen Musterstadt«, wurde in der jungen Bundesrepublik zum Ort eines beispiellosen Nachkriegswirtschaftswunders, bewirkt durch den Erfolg des Volkswagenwerks.
Heute gilt Wolfsburg als Musterbeispiel der städtebaulichen Moderne, die zunächst für eine bestimmte Lebensform (Kleinfamilie) innerhalb einer festgelegten Erwerbsstruktur (Industriearbeit) errichtet wurde und bislang nahezu bruchlos in Glück und Wohlstand existierte. Bislang war die Stadt in ihren Lebensbedingungen und allen stadtentwicklungspolitischen Perspektiven maßgeblich bestimmt von ihrer mono-industriellen Struktur. Mittlerweile ist es fraglich, welchen Gehalt die hier konsequent praktizierte Art der modernen Architektur und Stadtplanung für zukünftige Lebensentwürfe haben kann. Für die 122.500 Einwohner zählende Stadtgesellschaft stellt sich zudem die Frage, welches emanzipatorische Potential sie gegenüber dem lokal ansässigen Weltkonzern zu entwickeln vermag. ... zum vollständigen Text (Download PDF)


Nowa Huta
Maciej Miezian im Begleitheft zur Ausstellung „Industriestadtfuturismus - 100 Jahre Wolfsburg / Nowa Huta"

Nowa Huta wurde als Krakauer Stadtteil für das große Metallkombinat gebaut, das ursprünglich den Namen Wladimir Lenin trug. Der Betrieb umfasste 1000 ha Fläche, produzierte 7 Millionen Tonnen Stahl jährlich und beschäftigte ca. 40 000 Leute. Nach einem Besitzerwechsel ist der Betrieb heute Eigentum der Mittal Steel Poland S.A., beschäftigt ca. 8000 Leute und produziert nur noch 1,5 Millionen Tonnen Stahl.
Nach dem Ausbau Warschaus war der Bau Nowa Hutas die wichtigste Investition im Nachkriegspolen. In den Achtziger Jahren gab es einen wirtschaftlichen Zusammenbruch und das Leninkombinat wurde neben der Werft in Danzig die wichtigste Bastion der NSZZ (NSZZ = Niezależny Samorządny Związek Zawodowy – Unabhängige Selbstregierte Arbeitergewerkschaft) »Solidarność«. Es kam zu zahlreichen Zusammenstößen mit der kommunistischen Polizei, in deren Verlauf es Tote und Verletze gab.
Nach 1989 wurde Nowa Huta zu einem Beispiel der Privatisierung für andere Betriebe in Polen. Aus markttechnischen Gründen wurden zahlreiche Abteilungen geschlossen und viele Leute verloren ihre Arbeit.
In den folgenden Neunziger Jahren wurde aus dem blühenden Industrieviertel, das der ganze Stolz der kommunistischen Regierung war, ein verlassenes und ungepflegtes Gebiet. Die hohe Arbeitslosigkeit, das hohe Durchschnittsalter der Bewohner des so genannten »Alten« Nowa Hutas und der Mangel einer wirklichen Reaktion der Stadtregierung führten zu einem ökonomischen Kollaps.
Heute wartet Nowa Huta auf seine nächste Chance. Die auf dem Gebiet entstehenden
gesellschaftlichen Initiativen geben neue Hoffnung darauf, dass diese Gegend wieder aufblüht. ... zum vollständigen Text (Download PDF)
Veranstaltungsorte
Kunstverein Wolfsburg
Łaźnia Nowa, Krakau-Nowa Huta
Termine
Wolfsburg: 10. Dez. 2005 – 19. Feb. 2006
Nowa Huta: 14. Okt. – 12. Nov. 2006
Beteiligte Institutionen
Kunstverein Wolfsburg
Łaźnia Nowa, Krakau-Nowa Huta
Goethe-Institut Krakau