Hip-Hop Konzert: Tworzywo Sztuczne (PL) und Puppetmastaz (D)

Puppetmastaz

In den frühen 1990er Jahren, als fette Produzenten und braune Bankiers unschuldige Jungs casteten, um Hysterien unter Tennagern zu klonen, entschieden die Puppetmastaz, eine Spielzeuggruppe zu gründen. Oft als Hip-Hop bezeichnet, stehen die Puppetmastaz fest zu ihrem schnörkellosen Puppenstil. Zwischen Zirlus und Klubkultur pendelnd, jedwedes Klischee negierend, die Pop-Welt gründlich vermöbelnd, setzen sie keinerlei Grenzen zwischen den Musikrichtungen. Maloke: „Es ist was jazziges.“
Und hier ist, wie es dazu kam:
Mr. Maloke, ein mit Hut und gespaltener Zunge versehener Maulwurf, hat Crooklyn verlassen, um sich in Berlin niederzulassen. Hier berief er den so genannten „Parlament des Puppenspiels“ ein. Er war Parlamentsvorsitzender, was nicht schwierig war, da er das einzige Mitglied war. Eines Tages rannte er in eine Gruppe von Puppenfröschen, bestehend aus Big Eye, Pit und Turbot die Kröte. Von der Idee begeistert, traten sie dem Parlament bei.
Es sprach sich herum, und bald kamen Puppen von allen Kontinenten. Mit unterschiedlichen rhytmischen Einflüssen, aber dem gleichen Wunsch: bekloppte Reime auf den Mond zu schießen. Galaxien explodierten, Wurmlöcher öffneten sich und die Sonne setzte ein Lächeln aufs Gesicht. So wurden schließlich die Puppetmastaz gegründet.

Tworzywo Sztuczne

In einem verhältnismäßig kurzen Zeitraum wurde die organische Musik von Fisz und Tworzywo Sztuczne [Kunststoff] zu einem Symbol des Musik-Eklektizismus und der künstlerischen Sublimierung. Obwohl sie sich auf der Grundlage der einheimischen Hip-Hop-Szene entwickelte, hat sie mit ihr inzwischen fast nichts mehr gemeinsam. Musikalisch greifen Fisz und sein Produzent Emade (zugleich Schlagzeuger und leiblicher Bruder) mit ausgestreckten Armen zum reichen Werk der schwarzen Musik. Die stets lebendigen Soul-Funk-Jazz-Vibrationen schmücken sich oft mit den neuesten Errungenschaften der elektronischen Avantgarde. Trotz der sechs bisher veröffentlichten, sehr unterschiedlichen Alben („Polepione dźwięki”, „Na wylot”, „F3”, „Wielki Ciężki Słoń“, das Live-Album „Tworzywo na Rzywo” sowie das Album „Fru!“ von Fisz und DJ Envee), auf denen Fisz und Emade stets Instrumentarium und musikalische Ausrichtung veränderten, behält der Stil der Brüder seine unikale Charakteristik: Fisz kann man an seinem aufrichtigen, persönlichen und radikal individuellem Vortrag erkennen, Emade an seinen subtilen und tiefen Jazz- und Chillout-Klängen. Seine erste Platte trug Fisz eine Nominierung für den Preis „Fryderyk“ des Jahres 2000 der phonographischen Akademie in den Kategorien „Debüt des Jahres“ sowie „Album des Jahres – Rap & Hip-Hop“ ein. Die Nominierung für das „Album des Jahres – Rap & Hip-Hop“ wiederholte sich 2002 für „Na wylot“. Fisz erhielt den „Ślizger 2001“ in der Kategorie „Persönlichkeit“. Das monatlich erscheinende Hip-Hop-Magazin „Klan“ ernannte Fisz zum „besten/wichtigsten polnischen Performer des Jahres 2001“, seinen Bruder Emade zum „besten/wichtigsten polnischen Produzenten des Jahres 2001“. Ihr Album „F3“ wurde (neben vier anderen) im Jahresresümee 2002 des Magazins „Klan“ dafür ausgezeichnet, über den Hip-Hop hinausgegangen zu sein. Am 18. Oktober 2003 fand im Danziger Theater „Wybrzeże“ die Uraufführung des Stücks „Tlen“ von Iwan Wyrypajew in der Inszenierung von Agnieszka Olsten statt, die Musik dazu produzierten Fisz und Emade in Zusammenarbeit mit Olo Walicki, Dominik Trębski und Jurek Zagórski. Im April 2005 erhielt die Troika – Fisz, Emade und ihr Vater, Wojciech Waglewski – den Preis „Fenomen“ der Wochenzeitung „Przekrój“(neben vier anderen Preisträgern). Fisz und Emade geben seit 2000 ununterbrochen Konzerte, seit September 2002 gemeinsam mit ihrer Gruppe „Tworzywo Sztuczne“. Bisher haben sie 202 Konzerte gegeben, unter anderem in Berlin, Bordeaux, Calvi (Korsika), Dijon, Marseille, Wien, Prag, Paris und Saint Vallier. Hinzu kommen noch die zahlreichen und jüngst immer häufigeren Auftritte Fiszs als DJ, wobei ihn, je nach den Umständen, Bunio (sie bilden zusammen das DJ-Duo „X Boys“), Envee oder Emade als Partner begleiten. Fisz legt regelmäßig in den Klubs „Punkt“ in Warschau und „Mechanik“ in Danzig auf.