Industriestadtfuturismus – 100 Jahre Wolfsburg/Nowa Huta - 1

Industriestadtfuturismus – 100 Jahre Wolfsburg/Nowa Huta

[ Projektteil Nowa Huta ]
Ausstellung im öffentlichen Raum von Nowa Huta und in der Łaźnia Nowa, Vortragsreihe, Podiumsdiskussionen und Seminare

Die Ausstellung in Nowa Huta und das ergänzende Begleitprogramm fassen die über zweijährige Arbeit an dem Projekt zusammen. Im Laufe der Vorbereitungen betrachtete die Gruppe von Künstlern, Theoretikern und Aktivisten die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beider Städte aus der Perspektive ihrer 100-Jahrfeier. Jubiläen, die in Wirklichkeit erst 2038 in Wolfsburg und 2049 in Nowa Huta begangen werden. Aus dieser imaginierten Perspektive erscheinen die gegenwärtigen dramatischen Veränderungen, welche diese Städte durchleben, plötzlich als eine kleine Episode ihrer Stadthistorie. Der Blick aus der Zukunft ermöglicht einen analytischen Blick auf die Gegenwart und wirft eine Reihe von Fragen auf, die zur Untersuchung der historischen und globalen Zusammenhänge beider Städte anregen.
Gleichzeitig wird die Zukunft entzaubert. Der ständig wiederholte Slogan TINA (There Is No Alternative), der den derzeitigen Stand der Dinge rechtfertigen soll, wird entkräftet. There are alternatives. Man kann und muss über alternative Entwicklungswege und mögliche Zukunftsszenarien sprechen, denn die Zukunft bleibt fortwährend offen.

Interdisziplinarität ist die Basis des Projekts. So arbeiteten Künstler, Architekten, Gesellschaftstheoretiker und -praktiker, Ökonomen, Kulturanthropologen, Historiker und Urbanisten gemeinsam an unterschiedlichsten Projekten.
Der erste Projektteil mündete in einer Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg, der zweite Projektteil umfasst Ausstellungen im öffentlichen Raum in Nowa Huta und in den Räumlichkeiten der Łaźnia Nowa (Krakau-Nowa Huta), Podiumsdiskussionen und ein Seminar sowie eine Vortragsreihe in Kooperation mit dem Goethe-Institut Krakau.

Ausstellung im öffentlichen Raum von Nowa Huta
14. Oktober - 12. November 2006
Mit Daniel Banaczek, Folke Köbberling, Pia Lanzinger, Raumlabor Berlin, Robert Rumas, Janek Simon
Vernissage 14. Oktober 2006, 13.00 Uhr
Plac Centralny/Ecke Aleja Róż, Nowa Huta
Präsentation der Ausstellung im öffentlichen Raum Nowa Hutas durch die Kuratoren und unter Teilnahme der mitwirkenden Künstler

Nowa Huta wurde als „Stadt der Zukunft“ geplant, ihr Bau wurde jedoch nie fertig gestellt. Die „strahlende Zukunft“, Teil ihres Gründungsmythos, ist ein niemals eingelöstes Versprechen, ein utopischer Traum des Industriezeitalters.
Diese alten Versprechen verflechten sich im mühseligen Alltag des heutigen Nowa Huta mit einer Hoffnung auf Zukunft. Eine Zukunft, der die Bewohner gleichzeitig ängstlich entgegenblicken.

In diese Gemengelage greifen die Künstler von „Industriestadtfuturismus“ ein. Sie nehmen neue Blickwinkel ein, zeigen Utopien auf und entzaubern sie gleichzeitig. Ihre Installationen und Objekte wagen den Vergleich zwischen Realität und Fiktion. Sie nehmen Bezug auf Plätze, Straßen, Fassaden, Geschäfte und Kinos und greifen in den Alltag von Nowa Huta ein. Wie ein Mikroskop aus dem Jahre 2049 neigen sie sich über die Stadt und untersuchen ihren Fund.

Ausstellung in der Łaźnia Nowa
14. Oktober - 12. November 2006
Mit Bernd Rodian, Daniel Banaczek, Folke Köbberling, Pia Lanzinger, Robert Rumas, Rafał Jakubowicz, Silke Riechert, Neil Cummings und Marysia Lewandowska, Modulorbeat
Vernissage 14. Oktober 2006, 18.30 Uhr
Łaźnia Nowa, os. Szkolne 25, Nowa Huta
19.00 Uhr Präsentation eines Fotozyklus über Wolfsburg, Bernd Rodian
19.30 Uhr Vortrag „Meshwork Markets", Neil Cummings
20.30 Uhr Eröffnungskonzert: Günter Reznicek, „Nova Huta"

Dieser Ausstellungsteil ist eine weiter entwickelte Version der Ausstellung im Kunstverein Wolfsburg.
Der Vergleich der beiden Städte Wolfsburg und Nowa Huta ermöglicht eine Betrachtung über den lokalen Kontext hinaus. Wolfsburg schreitet mit völlig anderen Voraussetzungen in das postindustrielle Zeitalter als Nowa Huta das tut. Beide Städte müssen sich im globalen Kontext behaupten. Erst die direkte Gegenüberstellung beider Städte verdeutlicht die Verfasstheiten, lässt die jüngsten Veränderungen im Stadtraum sichtbar werden, die andernfalls vielleicht unbemerkt bleiben würden. Daher ist eine Präsentation der Arbeiten aus Wolfsburg ein zentraler Bestandteil des Projekts.

Begleitprogramm


Industriestadtfuturismus
Vortragsreihe im Goethe-Institut Krakau
13. und 26. Oktober 2006
Beteiligte: Axel Schildt, Piotr Winskowski, Albrecht Goschel

Parallel zur Ausstellung in Nowa Huta findet in Kooperation mit dem Goethe-Institut Krakau eine Vortragsreihe statt, die sich mit den Schlüsselfragen des Projekts befasst. Sie soll einen theoretischen Hintergrund für die Rezeption der Ausstellung schaffen und ein differenziertes Bild von Nowa Huta und Wolfsburg liefern. Es sprechen ausgewiesene Experten der Fachgebiete Sozialgeschichte, Architekturgeschichte und -theorie, Urbanistik, Sozialgeographie und Ökonomie.
Termine:
13. Oktober 2006, 18.00 Uhr
Axel Schildt und Piotr Winskowski: Architektur der 50er Jahre. Ein Vergleich der Architektur der Bundesrepublik Deutschland und der Volksrepublik Polen
26. Oktober 2006, 18.00 Uhr
Albrecht Goschel: Die Stadt im Jahre 2030. Urbanistische Visionen und Utopien am Beispiel von Wolfsburg

„100 Jahre Nowa Huta“
Stadtfest aus Anlass des (fiktiven) Stadtgeburtstages
veranstaltet von Łaźnia Nowa am 14. Oktober 2006

„100 Jahre Nowa Huta“ - unter diesem Motto organisiert das Łaźnia Nowa ein Stadtfest, das sich über ganz Nowa Huta zieht. Künstler aus dem Umfeld von Łaźnia Nowa reagieren auf die Thematik „Industriestadtfuturismus“ und stellen ein buntes Jubiläumsprogramm mit einer Reihe von Attraktionen zum Stadtgeburtstag zusammen. Es wird Spiele, Verlosungen, Konzerte (mit den Bands "Proletaryat" und "WU HAE" aus Nowa Huta) und natürlich Paraden geben – ein richtiges Stadtfest eben. Es ist ein Versuch, die Bewohner einzubinden, zu begeistern und ihren Enthusiasmus für die Zukunft Nowa Hutas zu wecken!

Industriestadtfuturismus
Podiumsdiskussion
15. Oktober 2006, 18.00 Uhr
Goethe-Institut Krakau, Rynek Główny 20

Am Tag nach der Ausstellungseröffnung findet in Kooperation mit dem Krakauer Goethe-Institut eine Podiumsdiskussion statt, an der die Künstler, Theoretiker und Journalisten, die an der Publikation zu „Industriestadtfuturismus – 100 Jahre Nowa Huta und Wolfsburg“ beteiligt sind, zusammenkommen. Sie diskutieren ihre Perspektiven und Methoden zur Analyse von Geschichte, Gegenwart und Zukunft der beiden Städte Wolfsburg und Nowa Huta. Die Vogelperspektive eines Theoretikers wird dem künstlerischen Eindringen in das Gefüge der Stadt gegenübergestellt. Zwei ganz unterschiedliche Verfahrensweisen, eine Stadt zu „lesen“.
Teilnehmer der Podiumsdiskussion werden sein: Markus Bader, Ulrich Brandt, Łucja Piekarska, Robert Rumas, Christoph Tempel. Moderation: Ewa Majewska

Zukunft der Arbeit
Seminar in Zusammenarbeit mit Ha!art
28.-29. Oktober 2006
Bunkier Sztuki, Krakau, Plac Szczepański 3a

Bei dem zweitägigen öffentlichen Symposium mit Podiumsdiskussionen und Präsentationen wird die Frage nach der Zukunft der Arbeit diskutiert. Es wird um den Status der Arbeit in der gegenwärtigen Welt, die globale Aufteilung der Arbeit, das Aussterben bzw. die Befreiung von Arbeit als Ergebnis technologischen Fortschritts, der globale Markt und die ungleiche Verteilung der Gewinne aus der Produktion gehen.
Es gilt, machbare Alternativen zum gegenwärtig dominierenden ökonomischen System auszuloten, in neuen Kategorien zu denken, und Zukunftsstrategien für Arbeit zu finden. Nowa Huta – eine Stadt, für die all diese Themen von existentieller Bedeutung sind – ist dafür der richtige Ort.
Veranstaltungsorte
Kunstverein Wolfsburg
Łaźnia Nowa, Krakau-Nowa Huta
Termine
Wolfsburg: 10. Dez. 2005 – 19. Feb. 2006
Nowa Huta: 14. Okt. – 12. Nov. 2006
Beteiligte Institutionen
Kunstverein Wolfsburg
Łaźnia Nowa, Krakau-Nowa Huta
Goethe-Institut Krakau