Veronika Blumstein - Moving Exiles - 1

Veronika Blumstein - Moving Exiles

[ Veronika Blumstein ]
Biografie

Veronika Blumstein wird am 14. Oktober 1940 als einziges Kind des jüdischen Ehepaares Stanisław und Jadwiga Blumstein im Staatskrankenhaus Collegium Medicum in Krakau geboren.
Von 1950 bis 1957 ist sie Turnerin im olympischen Team Polens, doch wegen schwerwiegender Knieprobleme muss sie das Turnen aufgeben.

Im Jahr 1959 nimmt sie ihr Studium der Philologie und Kunstgeschichte an der Jagiellonen-Universität in Krakau auf. Im Mittelpunkt ihrer Forschung steht Ikonographie. Jerzy Nowosielski, ein renommierter Schöpfer zeitgenössischer Ikonen, wird einer ihrer besten Freunde.

1964 beginnt sie eine Doktorarbeit über die Beziehungen zwischen Ikonographie und russischer Avantgarde-Malerei. Sie stellt die Arbeit nicht fertig, da die Universität ihr Dissertationsvorhaben aus politischen Gründen ablehnt.
Während ihrer Zeit an der Universität entfremdet sie sich zunehmend von ihren jüdischen Eltern, die führende Positionen in der kommunistischen Partei angenommen haben. Sie selbst schließt sich einer antikommunistischen Bewegung an.

Angesichts einer neuen Welle des Antisemitismus im Jahr 1968 geht sie mit ihren Eltern ins Exil nach New York. Dem Leben im Exil nicht gewachsen, verfällt ihr Vater dem Glücksspiel und vergeudet das Familienvermögen in illegalen Casinos. Aus Scham nimmt sich ihre Mutter im Januar 1969 das Leben. Danach gehen Vater und Tochter getrennte Wege. (Es wird berichtet, dass Stanisław Blumstein im Herbst 1969 plötzlich verschwand.)

Das Jahr 1969 markiert auch einen Wendepunkt in Veronika Blumsteins Karriere. Sie begegnet einigen New Yorker Künstlern wie dem Maler Robert Rauschenberg und den Choreographen Trisha Brown und Steve Paxton. Sie tritt wieder in die Welt der Kunst ein, um den Verlust von Mutter und Heimat wie auch das Fehlen des Vaters zu bewältigen. Sie präsentiert improvisatorische Arbeiten in der Judson Church. Sie beginnt eine Zusammenarbeit mit Rauschenberg, der sie mit der Choreographie einer Neuinszenierung seines „Pelican“ beauftragt, einer Performance aus dem Jahr 1963 mit Tänzern auf Rollschuhen.

1970 lernt sie den berühmten Maler Ike Johnson (genannt IKO) kennen, der vor allem für seine Reihe von „Neon Icons” (1965–1980) bekannt ist. Sie heiraten im Jahr 1978. Am 10. September 1980 wird IKO in seinem Atelier durch einen einzigen Schuss getötet. (Die tödliche Kugel hat eines seiner Neon Icons, „The Glass Tube”, stark beschädigt – so wurde das Werk zum berühmtesten der Reihe. Es ist zur Zeit im Nikon Art Foundation Museum, Tokio, zu sehen und tauchte vor kurzem in einem Nikon-Werbespot von Chris Cunningham auf.)
Veronika wird des Mordes an IKO angeklagt, doch alle zwölf Geschworenen befinden sie für unschuldig. Der Fall wird am 22. Februar 1981 abgeschlossen. Kurz nach dem Prozess wird „The Glass Tube” auf einer Auktion bei Sotheby’s New York für zweieinhalb Millionen Dollar versteigert. Als IKOs einzige Hinterbliebene erbt Veronika das Geld. (Übrigens konnte der wahre Mörder von IKO nie ermittelt werden. Der Fall wurde zu einem amerikanischen Mythos, der Schriftsteller wie Thomas Harris, Paul Auster sowie Pauline und Hector Mann inspirierte.)

Im März 1981 kehrt Veronika Blumstein nach Polen zurück, um sich der Bewegung Solidarność in Warschau anzuschließen und diese mit ihrem Erbe zu unterstützen. Sie verliebt sich in Adam Michnik, die Ikone des intellektuellen Flügels der Bewegung. Wenige Tage vor der Verhängung des Kriegsrechts in Polen reist sie zurück nach New York, um weitere Mittel für Solidarność aufzubringen.
Dort bleibt sie, bis sie im Jahr 2005 in ihr Heimatland zurückkehrt, um an dem Projekt Move the Mount in Jagniątków teilzunehmen, einer interdisziplinären Begegnung von Künstlern aus Polen und Deutschland.

Veranstaltungsort
Schwankhalle Bremen

Termin
12. - 14. Oktober 2006

Beteiligte Institution
Impuls e.V. , Bremen
Schwankhalle Bremen