TRANSFER!
[ Ein deutsch-polnisches Theaterprojekt über Flucht und Vertreibung von Jan Klata ]
Millionen von Menschen haben während und nach dem vom nationalsozialistischen Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg ihre Heimat verloren. Die Stadt Breslau/Wrocław steht exemplarisch für Flucht, Vertreibung und Umsiedlung. Durch Aufrechterhalten der NS-„Festung“ in ein Trümmerfeld verwandelt, wurde sie anschließend, weil die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges es so beschlossen hatten, einem vollständigen Bevölkerungsaustausch unterworfen.Der polnische Theaterregisseur und Dramatiker Jan Klata, geboren 1973 in Warschau, erarbeitet ein Theaterprojekt zum Thema Flucht und Vertreibung, das in Wrocław uraufgeführt wird.
An der Schnittstelle zwischen großen Geschichtslinien (die Vertreibung, die Umsiedlungspläne) und den persönlichen Erzählungen einzelner Zeitzeugen wird mit diesem Projekt eine ungewöhnliche Herangehensweise an eines der schwierigsten Kapitel deutsch-polnischer Geschichte gewagt. Gerade die polnischen Mitglieder des Expertengremiums von Büro Kopernikus hatten starkes Interesse an einem Vorhaben, das die Gedächtniskulturen beider Länder überprüft und den Blick auf Täter-Opfer-Konstruktionen untersucht.
Die Montage aus absurden Spielszenen, historischem Film- und Tonmaterial, die Einbindung von Zeitzeugen und Jan Klatas Prägung durch die Punk-Kultur ermöglichen einen neuen Blick auf ein Stück unbewältigte Geschichte. Was bedeutet uns die Vertreibung nach sechzig Jahren noch?
Die Stoffentwicklung und Recherche für Transfer! wurden von Büro Kopernikus. Deutsch-Polnische Kulturprojekte gefördert. Zurzeit wird Transfer! vom Teatr Współczesny in Wrocław in Kooperation mit dem Adam-Mickiewicz-Institut Warschau und dem Berliner Hebbel-am-Ufer.
Die Premiere ist am 18. November 2006 in Wrocław. Weitere Aufführungen finden vom 18. bis 20. Januar 2007 in Berlin statt.